Sie gaben 2015 Ihre leitende Position bei der UBS auf und wechselten von der Grossbank in die junge Blockchain-Szene. Was bewog Sie zu diesem Schritt?

Nach über 20 Jahren in der Finanzindustrie wollte ich etwas Neues ausprobieren und die zweite Hälfte meiner Karriere dem Unternehmertum widmen. Während einer Reise ins Silicon Valley habe ich das Thema Blockchain entdeckt und war sofort fasziniert davon. Nach eingehendem Studium habe ich mich 2015 entschlossen, bei der UBS die Kündigung einzureichen und meine erste Firma «nexussquared» zusammen mit meinem Mitgründer zu lancieren.

Mit dem Inkubator nexussquared und weiteren Initiativen wollen Sie Zürich als Hub für Blockchain-Technologie etablieren. Ist die Mission bereits erfüllt?

Wir haben im April 2018 den Blockchain-Hub «Trust Square» an der Zürcher Bahnhofstrasse eröffnet. Einen Ort zu schaffen, an dem Start-ups und Hochschulen zusammenkommen und gemeinsam an der Blockchain-Technologie forschen war von Anfang an mein Ziel. Im Trust Square haben wir 200 Arbeitsplätze eingerichtet und mit verschiedenen Universitäten ein Forschungszentrum aufgebaut. An wöchentlichen Meetups und Workshops fördern wir neben dem fachlichen auch den sozialen Austausch innerhalb der Blockchain-Community. Damit haben wir einen sehr wichtigen Schritt gemacht, aber unsere Mission ist natürlich noch lange nicht erfüllt. Jetzt geht es erst richtig los, und wir müssen Zürich und die Schweiz als nachhaltiges Blockchain-Ökosystem etablieren.

Daniel Gasteiger startete seine Karriere vor über 20 Jahren als Devisen-Händler der Credit Suisse. Bevor er sich im Blockchain-Bereich selbstständig machte, war er bei der UBS Bürochef des VR-Präsidenten.

Von welchen Zürcher FinTech-Start-ups halten Sie besonders viel?

Ich bin nach wie vor von Lykke fasziniert. Der Gründer, Richard Olsen, ist ein echter Visionär und seine Ziele für Lykke und die Blockchain als Ganzes sind eine Inspiration für mich. Neben Lykke haben wir weitere, sehr spannende Projekte im FinTech-Bereich bei uns am Trust Square. Diese operieren zum Teil aber immer noch im ‹Stealth Mode›. Deshalb ist es etwas zu früh, um darüber zu sprechen.

Ist der Austausch im FinTech-Bereich zwischen Forschung, Politik, Start-ups und den Grossbanken in der Limmatstadt im Fluss?

Ja, mehr und mehr. Wir haben einige Exponenten in der Politik, welche sich sehr interessiert am Thema zeigen und die Chancen erkannt haben, welche sich durch eine frühzeitige Auseinandersetzung insbesondere mit dem Thema Blockchain ergeben. Die ETH und die Universität Zürich sind schon länger am Thema dran, und es gibt verschiedene Professuren, die sich auf Blockchain ausgerichtet haben. Hinzu kommen immer mehr Start-ups, die sich in Zürich niederlassen. Diese Kombination stimmt mich zuversichtlich, dass wir auf gutem Weg sind.

Welchen FinTech-Experten möchten Sie unbedingt einmal zum Erfahrungsaustausch nach Zürich einladen und weshalb?

Ich diskutiere immer gerne mit meinem Freund Michael Casey, dem Autor des Buchs «The Age of Cryptocurrency». Dieses Buch war der Grund, wieso ich letztlich den Mut gefasst und gekündigt habe. Und es gibt weitere spannende Leute, die gegenüber dem Thema Blockchain und den damit verbundenen Chancen für FinTech und das Finanzsystem aufgeschlossen sind, zum Beispiel Don Tapscott und William Mougayar, zwei sehr interessante, visionäre Persönlichkeiten.