Von Paris zog es Marc Chesney nach Zürich. Den Finanzprofessor inspirieren hier die Internationalität sowie die Seen und Berge vor der Haustür.

Sie sind in Paris aufgewachsen und lehrten ab 1993 als Professor für Finanzwesen an der HEC Paris. Was bewog Sie 2003 zum Wechsel an die Universität Zürich?

Das kann ich leicht beantworten: Der Ruf der Universität Zürich und die Lebensqualität in der Stadt sind exzellent.

Sie sind als Finanzexperte für Ihre pointierten Meinungen bekannt. Beziehen Sie gerne öffentlich Position?

Ja, ich sehe es als Teil meiner Aufgabe als Professor, mich mit Denkanstössen in die öffentliche Diskussion einzubringen.

Sie engagieren sich aktuell für eine Volksinitiative, die in der Schweiz auf direktdemokratischem Weg das Steuersystem revolutionieren möchte. Was sieht die Initiative vor?

Wir fünf Initianten, Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, möchten eine automatische Mikrosteuer auf dem gesamten Zahlungsverkehr einführen. Sie dürfte sehr effizient sein und für die meisten Haushalte und Unternehmen zu einer Senkung der Steuerbelastung führen. Zudem würde das Steuersystem deutlich vereinfacht.

Professor Marc Chesney steht als Direktor dem Institut für Banking und Finance der Universität Zürich vor. Als Querdenker verleiht er dem Bankenplatz interessante Impulse.

Die Einführung einer entsprechenden Mikrosteuer hätte Auswirkungen auf den Finanzplatz, wo sie Handlungsbedarf sehen?

Ja, die Komplexität und das Systemrisiko sind im Finanzsektor aktuell zu hoch.

Sie verglichen die Verhältnisse im Finanzsektor auch schon mit einer Autofahrt bei hohem Tempo im Nebel und Sie warnen, der nächste Crash werde kommen. Welche zusätzlichen Präventionsmassnahmen empfehlen Sie?

Wichtig wäre ein Zertifikationsprozess, wie es ihn in den meisten Industriesektoren bereits gibt. Es sollte überprüft werden, inwiefern neue Projekte des Finanzsektors – also Finanzinnovationen – für die Wirtschaft wirklich nützlich sind.

Wo in Zürich und Umgebung finden Sie Inspiration für Ihre Arbeit?

Ich schätze die Natur im Kanton Zürich: den See sowie die nahen Berge. Die Internationalität und Interkulturalität der Stadt ist ebenfalls inspirierend.