Myke Näf studierte an der ETH Zürich Informatik, war Dozent und für IT-Sicherheit am Flughafen Zürich zuständig. 2007 entwickelte er Doodle. Heute unterstützt er Startups.

Sie verkauften Ihr Unternehmen Doodle nicht etwa ins Silicon Valley, sondern ans Medienunternehmen Tamedia AG – ein Bekenntnis zum Standort Zürich?

Wir hatten damals verschiedene Verkaufsoptionen geprüft, mehrere davon auch international. Dabei spielten mehrere Kriterien eine Rolle, der Standort war eines davon. Bei Tamedia stimmte das Gesamtpaket am besten. Und natürlich freut es mich, dass damit die Schweizer Geschichte Doodle in Schweizer Händen blieb. Gleichzeitig scheint mir wichtig, dass sich die Standorte nicht gegeneinander ausspielen. Die ICT- und Start-up-Szenen denken und agieren ortsunabhängig, Projekte sind oft auf mehrere Standorte verteilt. Ich selber bin neben Zürich auch in Berlin mit mehreren Projekten aktiv.

Der Informatiker und Doodle-Gründer Myke Näf fördert als Business Angel in Zürich und international Start-ups innerhalb der ICT-Branche.

Als Business-Angel kennen Sie die Zürcher Start-up-Szene sehr gut. Von welchen Zürcher Innovationen versprechen Sie sich für die Zukunft besonders viel?

Ich orte etliche Projekte mit grossem Potenzial. Im B2C-Segment ist Chimpy eines, an dem mir besonders liegt, weil ich deren spannende Geschichte schon lange begleite. Chimpy sorgt dafür, dass wir all unsere Geräte wie Handys, Tablets oder Kopfhörer auch unterwegs immer bequem mit Strom versorgen können. Ein anderes Beispiel ist TestingTime, ein Unternehmen, das von zwei Ex-Doodlern gegründet wurde. Das Start-up adressiert den B2B-Markt und übernimmt das Rekrutieren von Testpersonen für Marktstudien und Usability-Tests.

Sie haben Ihr Büro im «Haus zum Schwert» am Weinplatz, in einem der ältesten Häuser Zürichs im Stadtzentrum. Wie lebt es sich so mit Aussicht auf Alpen, Altstadt und See?

Gut, danke. Am Morgen nehme ich mir oft einen Moment Zeit auf der Gemüsebrücke und lasse den Blick auf die Limmat und die Berge auf mich wirken.

Arbeiten Sie selbst weiterhin an Ideen für neue digitale Helfer?

Mit meinen Erfahrungen aus der Zeit mit Doodle unterstütze ich heutzutage erfolgversprechende Unternehmen, in die ich als Business Angel investiere, die ich mitgründe oder bei denen ich als Verwaltungsrat mitwirke. So habe ich unter anderem im 2017 die Zürcher Firma Ledgy mitgegründet. Die Software von Ledgy hilft beim Verwalten von Aktien und Beteiligungen in Firmen und macht damit nicht nur das Leben von Gründern einfacher, sondern auch jenes von Investoren und Mitarbeitenden.

Und wo treffen sich die Digital Nomads in Zürich – heimlich oder ganz offiziell?

Offiziell treffen sie sich zum Beispiel in einer der Locations des Impact Hub. Den heimlichen Treffpunkt muss ich definitionsgemäss für mich behalten.