SIX forciert als Betreiberin der Schweizer Finanzplatz-Infrastruktur neue Technologien. Sie sind für SIX am Puls der Entwicklung. Wie beurteilen Sie Zürichs Innovationskraft?

Unsere Hochschulen sind im internationalen Vergleich sehr gut und fördern Talente und Innovationen massgeblich. Deshalb entscheiden sich grosse Tech-Firmen für den Standort. Zürich eignet sich dank der guten Infrastruktur und dem hohen Lebensstandard zudem ideal als Testmarkt für neue Ideen. Die Stadt ist aber immer noch klein genug, um lange Fahrzeiten zwischen den Firmen zu vermeiden. Auf dichtem Raum haben viele auch international tätige Finanzinstitute ihren Hauptsitz. Zugang zu den Entscheidungsträgern ist in einer Zeit, in der alles sehr schnell gehen muss, extrem wichtig und das ist hier sehr einfach.

Andreas Iten ist als Head Corporate Ventures SIX und Mitgründer des Fintech-Inkubators F10 ein Kenner der Zürcher FinTech-Szene und prophezeit ihr eine grosse Zukunft.

Sie veranstalten in Zürich den grössten FinTech-Hackathon Europas – mit welchem Erfolg?

Die SIX Hackathons beziehungsweise die «FinTech Games», wie wir sie nun nennen, sind eine Erfolgsstory. Seit 2015 erhalten wir jährlich aus der ganzen Welt über 500 Bewerbungen. Jedes Jahr bringen wir 150 Talente in den Schiffbau Zürich, wo sie ein Wochenende lang an Zukunftstechnologien der Finanzbranche tüfteln. Aus den dort entwickelten Projekten sind bereits einige FinTech-Startups entstanden, die sich erfolgreich am Markt behaupten. Uns geht es also weniger um Marketing oder Rekrutierung für SIX, sondern darum, die besten Teams zu Jungunternehmen zu machen. Dabei spielt der von SIX gegründete und mittlerweile von 11 Mitgliedern getragene F10 FinTech Incubator & Accelerator eine wichtige Rolle. Es hat sich ein spannendes Ökosystem von Firmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche, Start-ups und Investoren gebildet, welches sich durchaus mit Standorten wie London oder Berlin messen kann.

Bei der Entwicklung der Blockchain gehört die Achse Zürich–Zug zu den globalen Schrittmachern: Wie beurteilen Sie persönlich das Potenzial der Blockchain?

Natürlich sind wir zurzeit in einer Phase der überzogenen Erwartungen, was den Nutzen von Blockchain betrifft. Mit dem Thema wird viel Marketing betrieben. Es handelt sich jedoch um eine Technologie und Denkweise, welche in Zukunft das Finanzsystem auf den Kopf stellen wird, davon bin ich überzeugt. Es muss noch sehr viel getan werden und es braucht Pioniergeist, um eine führende Rolle zu spielen. Wir sind auf gutem Weg, um mit vereinten Kräften und den bereits erwähnten Vorteilen der Standorte Zug und Zürich das Rennen zu machen.

Welchen Fintech-Experten möchten Sie unbedingt einmal zum Erfahrungsaustausch nach Zürich einladen und weshalb?

Ich würde gerne mit Elon Musk sprechen. Er ist für mich der visionäre Unternehmer par excellence. Er hat lange, bevor er mit Tesla und Space X startete, mit Paypal das erste Mal bewiesen, dass man existierende Kundenprobleme erfolgreich mit Technologie lösen kann. Ich denke, in Zukunft werden immer mehr branchenfremde Persönlichkeiten und Unternehmen die Finanzbranche prägen.

Wo in Zürich treffen Banker und Blockchain-Nerds beim Feierabend-Drink aufeinander?

Es gibt so viele tolle Bars in Zürich und ich möchte hier niemanden ausschliessen. Ich denke jedoch, dass der einzige Ort, wo diese Stereotypen aufeinandertreffen und gemeinsam Bier trinken, der F10 ist. Wir haben ein lokales Zürcher Bier mit einer F10-Etikette versehen und bei uns gibt es täglich ab 17 Uhr Freibier – natürlich nur in innovationsförderlichen Mengen.